Bauen stellt immer einen erheblichen Eingriff in ein Ökosystem und eine Veränderung des Landschaftsbildes dar. Die vorliegende Bauaufgabe – Schulungs- und Veranstaltungsräume für den ADAC – stellt hier besonders hohe Ansprüche, liegt das Baufeld doch in einem Landschaftsschutzgebiet und in einem Bereich hoher ökologischer Wertigkeit. Entwickelt als eine vollständig begrünte, aufgefaltete Landschaft ordnet sich der Entwurf konsequent diesen Werten unter.
Die gefaltete Dachlandschaft verfügt über horizontale sowie unterschiedlich geneigte und orientierte Flächen. Aus den sich daraus ergebenen Unterschieden in der Besonnung und im Wasser-Regime wurde das Konzept für ein „Biodiversitätsdach“ entwickelt: Es gibt Feuchtbiotope für Insekten und bodenbrütende Vögel, Trockenwiesen und Schotterflächen für Reptilien und Flächen mit Totholz für trocken- oder feuchtliebende holzzersetzende Insekten und andere Reptilien und kleiner Säugetiere.
Die baubotanischen Kolonnaden bestehen aus leicht geneigt angeordneten und kreuzweise miteinander verbundenen Bäumen. Gepflanzt mit einem Stammumfang ab ca. 45cm erreichen diese bereits unmittelbar nach baulicher Fertigstellung die Dachkante. Dort sind sie mit den auskragenden Dächern verbunden und bilden so eine gestalterische Einheit mit den Baukörpern. Als ein vegetativer Filter differenzieren sie den überdachten Vorbereich von den Parkplätzen bzw. den Verkehrsübungsanlagen.
Durch eine vielfältige Ausgestaltung der Dachflächen und die baubotanischen Kolonnaden an der Südseite werden die Eingriffe nicht nur kompensiert, sondern eine höhere strukturelle Vielfalt und damit eine Steigerung der vor Ort vorhandenen Biodiversität angestrebt. Es entstehen „Plus-Ökologie-Häuser“.
An der vollverglasten, baumverschatteten Südfassade befindet sich der Eingang ins Schulungsgebäude mit einem großzügigen Empfangsbereich. Das anschließende Café mit Ausblick zum Turm erstreckt sich über 2 Geschosse. Die offene Raumstruktur bietet die Möglichkeit für Veranstaltungen im EG. Im OG sind alle 5 Schulungsräume zum Übungsgelände hin ausgerichtet.
Der zentrale Start-und-Ziel-Turm wird in seinem historischen Erscheinungsbild erhalten und seine besondere Bedeutung an der ehemaligen Solitude-Rennstrecke wird durch die landschaftlich integrierten Baukörper als Wahrzeichen inszeniert. Seitlich des Turms können Sitzstufen für die Mittagspause genutzt werden. Durch die Unterbringung der Kassenautomaten und WCs im EG, wird das Gebäude in die alltäglichen Betriebsabläufe des ADAC eingebunden. Großformatige Bilder informieren zur Rennsportgeschichte am Solitude-Ring. Die Ausstellung wird im 1.OG weitergeführt, im 2. OG befinden sich Veranstaltungsräume.